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Gesellschaft CJZ Main-Taunus Kreis e.V.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus Kreis e.V.
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Spuren jüdischen Lebens: Hofheim am Taunus

Synagoge

Das Haus Burggrabenstraße 14 ist ein ehemaliger Turm der Stadtmauer, der Büttelturm aus dem 14. Jahrhundert. Das Gebäude ging Anfang des 19. Jahrhunderts in den Besitz der israelitischen Kultusgemeinde über und wurde als Synagoge genutzt.1938 wurde die Synagoge demoliert. Heute ist in dem Gebäude ein Weinrestaurant untergebracht.

Burggrabengässchen

Vom Burggrabengässchen blickte man auf den Synagogenturm in Hofheim. Diesen Weg gingen die jüdischen Gläubigen auf dem Weg zum Gottesdienst oder zu mancherlei anderen Verrichtungen in ihrer „Schul“. In einem Haus, heute ein Parkplatz, lebte im späten 19. Jahrhundert die Familie Sarach Sonnenberg. Der orthodoxe Jude war aus Langenhain „eingewandert“. Nach den Gesetzen der Orthodoxie sind dem Gläubigen am Sabbat Arbeiten verboten. So engagierte Sonnenberg einen „Schabbesgoi“ (Goi = Nichtjude), der Kohlen oder Holz nachlegte, Licht an- oder ausmachte und andere kleine Tätigkeiten erledigte. Die meist älteren Kinder oder Jugendlichen bekamen dafür ein Taschengeld.

Die Nachmanns, Sonnenbergs, Strahlheims, Oppenheimers waren in jener Zeit voll und ganz in die Nachbarschaften eingebunden, in denen u. a. Straßenerhalt, Wasserversorgung gemeinsam bewältigt werden mussten. Christliche und jüdische Nachbarn saßen abends um die Ecke auf der Feierabendbank bei einem Bembel Apfelwein und tauschten sich über das Tagesgeschehen aus.

Haus Oppenheimer

Auf dem Grundstück Burgstraße 8 stand bis 1974 das Haus Oppenheimer. Es war ehemals eine koschere Pension für jüdisch-orthodoxe Geschäftsreisende und eine koschere Metzgerei. Das Haus wurde nacheinander von den Familien Wohl, Kohn und Oppenheimer geführt. Im Juli und August wurden von hier die beiden letzten jüdischen Ehepaare deportiert.

Stadtmuseum

Eine Schriftsäule im Obergeschoß des Stadtmuseums Hofheim erinnert an die jüdischen Bürger der Stadt. Vier Textseiten stellen in Kürze wichtige Daten und Fakten aus der Geschichte dar, zeigen die wenigen bis heute bekannten Fotos und bringen Auszüge aus Briefen der Hofheimer Jüdin Rosel Strahlheim: „Wir waren alte Bürger von Hofheim“ und „Wir waren doch Deutsche“. Eine Liste nennt einen Teil der Namen der ermordeten Gemeindemitglieder.

Judengasse

Von der oberen Hauptstraße zweigt die Webergasse ab. Das Straßenschild hat einen Zusatz, beschriftet mit „Judengasse“. Hier hatte die jüdische Gemeinde bis 1708 ihre Synagoge. Missgünstige Nachbarn setzten durch, dass die Kultusgemeinde das Gebäude räumen musste, obwohl weder der katholische Pfarrer noch der Amtmann eine Störung durch die „Juddeschul“ feststellten und sich für den Verbleib aussprachen. Die Synagoge musste verschwinden. Von 1708 bis 1788 gingen die Hofheimer Juden nach Hattersheim zum Gottesdienst. Im Juni 1933 stellte ein Stadtverordneter der NSDAP den Antrag, die im Volksmund „Juddegass“ genannte Strasse mit dem offiziellen Namen Webergasse zu versehen. Was dann auch geschah.

Blaues Haus

In der Kapellenstraße 11 steht das sog. „Blaue Haus“ der Kunsthändlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath. Johanna vom Rath entstammt einer führenden Familie der Farbwerke Hoechst. Sie kam 1914 zum Malunterricht nach Hofheim, heiratete später den Musiker und Musikkritiker Paul Bekker und lebte mit ihm und den gemeinsamen Kindern im „Blauen Haus“. Bekker war Bühnenintendant in Wiesbaden und Kassel.

In der Nazizeit floh sie mit den Kindern nach Griechenland, da diese als „Halbjuden“ galten. Sie kamen jedoch wieder zurück. Trotz „Wehrunwürdigkeit“ starb ihr Sohn Kilian 1943 als Soldat. Paul Bekker, das Ehepaar wurde zwischenzeitlich geschieden, emigrierte in die USA und starb 1937 in New York.

Hanna Bekker vom Rath organisierte 1940 – 1943 heimlich Ausstellungen „entarteter“ Künstler und beherbergte Künstler und rassisch Verfolgte im „Blauen Haus“. Das Haus ist ein bedeutender Ort des Deutschen Expressionismus.

Jüdisches Kinderheim

1908 übernahm die Raphael-Jeanette-Ettlinger’sche Stiftung die Villa Kapellenstraße 12 und richtete dort ein Erholungsheim für jüdische Kinder aus Frankfurt ein. Jeanette Ettlinger war die erste ausgebildete weibliche Sozialarbeiterin Deutschlands. Sie stammte aus vermögender Familie. Später wurde das Haus Landschulheim der orthodoxen Samson-Raphael-Hirsch-Schule. Ab 1936 war es zudem Ausbildungsstätte für auswanderungswillige Jugendliche. 1938 wurde es verwüstet und enteignet, ab 1940 als privates Kinderheim geführt. Heute ist es in mehrere Eigentumswohnungen aufgeteilt.

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