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Nach Mitternacht: Mascha Kaléko und Irmgard Keun

Szenisch-musikalische Lesung mit Nina Hoger, Margaux Kier,
Henning Brand und Thorsten Krug

06. November 2021

ACHTUNG: entällt
und wird ins Frühjahr 2022 verschoben!


Die Stadt Schwalbach am Taunus und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus-Kreis e.V. laden ein zum Gedenken an die Reichspogromnacht. Die szenisch-musikalische Lesung „Nach Mitternacht“ beleuchtet das vom Naziregime geprägte Leben der beiden Schriftstellerinnen Mascha Kaléko und Irmgard Keun.

Wenn das arg strapazierte Wort des Fräulein-Wunders in der Literatur je einen Sinn gehabt hat, dann bei diesen beiden großen Autorinnen: Mascha Kaléko und Irmgard Keun. Beide zeichneten neben männlichen Kollegen wie Hans Fallada und Erich Kästner verantwortlich für einen völlig neuen Sound in der Literatur: leicht zu verstehen für jedermann und -frau, witzig, perlend wie Champagner, aber zugleich mit einem Röntgenblick, der tief blicken ließ in das Seelenleben des modernen Menschen. In die Literaturgeschichte ist diese Epoche eingegangen als Neue Sachlichkeit. Man nannte sie die Großstadtlerche und der zwischen Ironie und Melancholie schwebende Ton verzauberte nicht nur die Berliner, sondern viele Deutsche zu Beginn der 1930er Jahre. Mascha Kaléko war die auflagenstärkste deutschsprachige Lyrikerin in jenen Jahren. Ihr jüngster Lyrik-Band wartete druckfrisch auf die Aus-lieferung, als Mascha Kaléko im September 1938 gemeinsam mit ihrem Mann und Sohn im buchstäblich allerletzten Moment in die USA emigrierte. Irmgard Keuns erster Roman „Gilgi, eine von uns“ machte sie über Nacht berühmt. Auch ihr zweiter Roman „Das kunstseidene Mädchen“ war ein Kas-senschlager. Viel wichtiger aber: Irmgard Keun hatte den jungen Frauen, die sich während der sogenannten goldenen 20er Jahre zu emanzipieren begannen, eine Stimme verliehen. Die hochfliegenden Träume von Ruhm und Geld des kunstseidenen Mädchens träumten wohl viele Frauen ihrer Generati-on. Zugleich erweist sich Keun in ihren Romanen als großartige Kennerin der männlichen Seele und ihrer Abgründe. Die Nazis verfemten ihre Romane als Asphalt-Literatur und verbrannten sie. Ihre Erfahrungen in Nazi-Deutschland hat sie unter anderem in dem Roman „Nach Mitternacht“ verarbeitet.

Im wirklichen Leben sind diese beiden Frauen wohl nie aufeinandergetroffen. Heiner Bontrup hat für die Szenische Lesung ein fiktives Szenario erfunden: Was wäre, wenn Keun und Kaléko einander doch kennengelernt hätten? Was hätten sie sich wohl zu sagen gehabt? Über die Liebe, über die Männer, über Berlin, über die aufkommende Nazi-Zeit, die Zeit im Exil? Antworten erhalten wir aus ihren Gedichten und Romanen, Tagebuchaufzeichnungen und Briefen, die unter der Hand zu einem literarischen Hohlspiegel Deutschlands von den frühen 30er bis hin zu den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden. Die Musik - am Piano Henning Brand - fängt die Stimmung dieser Texte auf und entführt den Zuschauer auf eine Zeitreise. Nina Hoger schlüpft dabei in die Rolle der Irmgard Keun, während Margaux Kier als Diseuse und Sprecherin Mascha Kaléko vor unserem geistigen Auge ent-stehen lässt. Thorsten Krug als Erzähler stellt den geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang her.

NACH MITTERNACHT
Szenische Lesung und Musik
Sprecherinnen: Nina Hoger (Irmgard Keun) Margaux Kier (Mascha Kaléko)
Erzähler: Thorsten Krug
Musik: Henning Brand und Margaux Kier (Gesang)
Text/Konzept: Heiner Bontrup
Musik: Goldberg Variationen und Lieder nach Gedichten von Mascha Kaléko

Eintritt 12,00 € - Anmeldung und Karten: cjz.mtk@gmx.de oder Tel. 06196 – 8079 78 oder Abendkasse

Kurze Texte zu den Mitwirkenden

Nina Hoger wurde 1961 in Hamburg geboren und absolvierte nach dem Abitur ein Romanistikstudi-um, bevor sie mit Kabarettprogrammen begann und zu Film und Fernsehen wechselte. 1983 wurde sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
Mit ihrer Mutter, Hannelore Hoger, spielte sie in vielen Filmen zusammen, so in der Familiengeschichte „Die Bertinis“, als junge Frau in der DDR in „Marleneken“, als ihre Tochter in „Vier Meerjungfrauen“ und als ihre Rivalin um Winfried Glatzeder in „Tandem“. In 13 Folgen der Vorabendserie „Kommissarin (Anna) Goedecke“ war sie die Titelheldin. Hoger spielte in rund 50 Filmen, u.a. in der „Natalie“-Reihe (TV), als Mutter der jungen Renate, die sich in einen Geist verliebt, als Boutiquebe-sitzerin in „Singles“, in der „Spuk aus der Gruft„-Reihe (Kino), als junge Mutter im Gruselmärchen „Friedrich und der verzauberte Einbrecher“ und als Nachbarsfrau in „Leo & Claire“.
2004 wurde Nina Hogers erstes Drehbuch, der „Tatort: Hundeleben“ verfilmt. Hoger spricht Hörbücher ein und arbeitet auch an literarisch-politischen Produktionen mit.

Margaux Kier, stammt aus Bydgoszcz/Polen. Mit 12 folgte sie ihren geflüchteten Eltern nach Köln. Nach dem Studium der Medizin absolvierte sie eine Ausbildung als Schauspielerin und Sängerin. An-fang 2000 gründete sie die Band Margaux und die BANDiten. Das ist ihr Herzensprojekt, bei dem sie die Programme konzipiert sowie Musik und Texte schreibt. Sie spielte an mehreren freien Kölner Bühnen, am Theater Dortmund, war Mitglied des deutsch-polnischen experimentellen Actors´ Studio Ensembles, leitete europaweit theaterpädagogische Jugendprojekte, führte Regie, und ist Teil der Mobilen Literaturguerilla Köln sowie Mitglied des Theater Anderwelten Wuppertal | Köln. siehe auch www.margauxunddiebanditen.de

Henning Brand
Der Schlagzeuger und Pianist studierte an den Musikhochschulen Detmold und an der Amsterdam School of the Arts. Er lebt in Köln, und war an den Schauspielhäusern Köln, Düsseldorf, Basel und vielen anderen Theatern als musikalischer Leiter, Komponist, Produzent und Dirigent tätig. Dabei ar-beitete er u.a. mit dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz und den Bielefelder Philharmonikern zusammen. Als Dozent und Hochschullehrer unterrichtete er Musik an mehreren Universitäten. Er schreibt Filmmusiken, Lieder, Texte, Bücher und spielt mit großer Begeisterung klassische Klaviermusik.

Torsten Krug, geboren 1973 in Stuttgart, studierte Neuere deutsche Literatur, Musikwissenschaft und Philosophie in Tübingen und absolvierte eine klassische Gesangsausbildung. Nach seinem Magister arbeitete er als Regieassistent und Regisseur am Volkstheater Rostock sowie am Schauspiel Chemnitz und war Assistent u.a. von Katharina Thalbach und Katja Paryla. Seit 2006 lebt er als freier Regisseur, Sänger und Autor in Wuppertal. Er inszenierte u.a. am Volkstheater Rostock, Schauspiel Chemnitz, Thüringer Landestheater Rudolstadt, Theater Heilbronn, an der Tribüne Berlin, am Theater Regensburg, an der bremer shakespeare company, an den Wuppertaler Bühnen und für die Volksschauspiele Ötigheim. Er war Gastdozent an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig sowie am Institut für Schauspiel-, Film- und Fernsehberufe ISFF in Berlin. Seit 2014 ist er Jurymitglied beim Deutschen Kinderhörspielpreis der ARD und der Filmstiftung NRW