Gesellschaft CJZ Main-Taunus Kreis e.V.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus Kreis e.V.
Postfach 2570
65818 Schwalbach a. Ts.
Fon 06 19 6 – 80 79 78
E-Mail info@cjz-maintaunus.de
Homepage www.cjz-maintaunus.de
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Vortrag von Dr. Kristina Meyer
Kulturscheune - 19:30 Uhr bis ca. 21:00 Uhr
Flörsheim
Der in Flörsheim geborene jüdische Sozialdemokrat überlebte als der wenigen seiner Familie die Shoa.
Nach seiner endgültigen Rückkehr nach Deutschland 1948 wurde er von 1949-1963 Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis 14 bzw. 139 (Hanau- Gelnhausen) für die SPD und war neben Jeanette Wolff und Peter Blachstein einer von drei Parlamentariern mit jüdischer Herkunft in seiner Fraktion.
Der damalige Bundeskanzler Adenauer hatte im März 1951 persönlich Altmaier darum gebeten, Kontakt zu einem Vertreter des Staates Israel herzustellen.
Nachdem Altmaier 1951 die entscheidenden Verbindungen geknüpft hatte und die Verhandlungen über ein Wiedergutmachungsabkommen nach Adenauers Regierungserklärung in Gang gekommen waren, gab es für ihn jedoch keinen aktiven Part mehr in den Gesprächen zwischen Israel, der Jewish Claims Conference und der Bundesregierung.
Altmaier war bewusst, dass er als potenzieller Verhandlungspartner „in praktisch unlösbare Loyalitätskonflikte geraten könnte“, wie sein Biograph Christoph Moß schreibt. Dennoch war er bitter enttäuscht zu erfahren, dass es sowohl innerhalb der israelischen Regierung als auch vonseiten jüdischer Organisationen in der Bundesrepublik Vorbehalte gegen ihn als Beteiligten oder auch nur als Beobachter bei den Verhandlungen gab.
Dahinter steckten möglicherweise Gerüchte, die der Journalist Karl Marx über Altmaiers vermeintliche Geheimdiensttätigkeit für die Briten in den späten Kriegsjahren verbreitet hatte.
Zum Dank und in Anerkennung für die entscheidende sozialdemokratische Hilfe“, so schrieb er in der Rückschau, hatte Adenauer ihn zur feierlichen Unterzeichnung des Vertragswerks eingeladen. Dass der Bundeskanzler aus der oppositionellen SPD weitaus mehr Unterstützung für das Projekt einer Wiedergutmachung erfuhr als aus den Reihen seiner eigenen Regierung und Fraktion, zeigte sich sowohl bei der Ratifizierung des Luxemburger Abkommens im März 1953 als auch wenig später bei der Abstimmung über das Gesetz zur individuellen Entschädigung von Verfolgten des Nationalsozialismus: Ohne die geschlossene Zustimmung der Sozialdemokraten:innen wären beide Vorhaben im Bundestag gescheitert.
Jakob Altermaier wurde 1954 von seiner Heimatstadt Flörsheim die Ehrenbürgerschaft verliehen.
Jakob Altmaier, der sich in den folgenden zehn Jahren intensiv um eine Verbesserung der Entschädigungsregelungen bemühte und sich gegen Neonazismus und Antisemitismus engagierte, wurde am 8. Februar 1963 mitten aus dem Arbeitsleben gerissen: In seinem Bonner Bundestagsbüro erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt.
Wenige Tage später wurde Jakob Altmaier unter großer Anteilnahme auf dem jüdischen Friedhof seiner Heimatstadt Flörsheim am Main beigesetzt.