Gesellschaft CJZ Main-Taunus Kreis e.V.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus Kreis e.V.
Postfach 2570
65818 Schwalbach a. Ts.
Fon 06 19 6 – 80 79 78
E-Mail info@cjz-maintaunus.de
Homepage www.cjz-maintaunus.de
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Vortrag mit Prof. Dr. W. Frey
Kath. Gmde.haus, Familienoase - 20.00 Uhr
Kapellenstraße 1, Kriftel
In den unruhigen, oft bürgerkriegsähnlichen Zeiten der frühen Weimarer Republik wurden demokratische Politiker von rechten wie linken Radikalen diffamiert und mit dem Tode bedroht. Und die Drohung wurde auch wahr gemacht. Am 26. August 1921 wurde der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger ermordet, der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann entkam am 4. Juni 1922 nur knapp einem Anschlag, der der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei angehörende Außenminister Walther Rathenau wurde am 24. Juni 1922 Opfer eines Anschlags der rechtsradikalen „Organisation Consul“.
Insbesondere gegen den Juden Rathenau wurde mit antisemitischen Parolen gehetzt, die in dem immer öfter auch von studentischen Gruppen gegrölten Text gipfelten:
Knallen die Gewehre – tak, tak, tak
aufs schwarze und aufs rote Pack.
Auch Rathenau, der Walther,
erreicht kein hohes Alter,
knallt ab den Walther Rathenau,
die gottverdammte Judensau!
Der Name ‚Judensau‘ wurde nicht des Reimes wegen erfunden, auch die davon abgeleitete Form ‚Saujude‘ ist nicht neu. Beide haben ihren Ursprung in einem Bildmotiv des Mittelalters, das wiederum auf Vorstellungen christlicher Theologen der Spätantike zurückgeht. Als steinernes Schandbild erscheint es in Deutschland und seinen Randgebieten im 13. Jahrhundert in und an Kirchen.
In der Zeit der Reformation verstärkt Martin Luther durch seine furchtbare antijüdische Schrift Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi von 1543, in der er aus den Synagogen Sawschulen macht, die Wirksamkeit des Motivs bis weit in die Neuzeit, in der es auch von areligiösen, rassistisch denkenden Judenfeinden gerne aufgenommen wird.
Der Vortrag zeichnet anhand vieler Texte und Abbildungen die Geschichte und Wirkung des Motivs von den Anfängen bis in unsre Tage nach und zeigt insbesondere, wie die Oberen der Nationalsozialisten und deren willige Helfer mit diesem Bildmotiv und den abgeleiteten Begriffen ihre Vernichtungsaktionen begründeten, ihre Opfer drangsalierten und in den Tod trieben.